1225 Jahre Hettenshausen - Besonderheiten von Gewerbe und Handwerk in Hettenshausen und den Gemeindeteilen

Gesicherte Grundversorgung in Hettenshausen vor 200 Jahren

 

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Die 1894 errichtete Handlung von Anton Schmid im Ortszentrum (ca. 1910)

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Die Gastwirtschaft von Sebastian Schäffler (1905)

In Hettenshausen, das bis in das 19. Jahrhundert hinein einschließlich Kirche und Hüthaus 38 Anwesen zählte, konnten sich die rund 300 Einwohner auf die Versorgung ihrer Grundbedürfnisse verlassen. Neben dem Obermüller am südlichen Ortsrand, dem Wirt, der Kramerei und dem Schmied im Zentrum boten ein Wagner, je zwei Schneider und Weber sowie ein Schuster ihre Produkte und Dienste im Ort an. Nach einem bescheidenen Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert kam mit neu errichteten Häusern noch ein zweiter, „unterer“ Wirt hinzu. Dominierend blieb jedoch die Landwirtschaft, die in Hettenshausen auf mehreren großen Bauernhöfen, aber auch auf kleineren Gütern ausgeübt wurde.

Reisgang als wichtiger Gewerbestandort

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Luftaufnahme der Mühle in Reisgang (1957)-Stadt Pfaffenhofen/Luftbildverlag Bertram

Bestanden in Hettenshausen bis in das 20. Jahrhundert hinein nur sehr kleine Betriebe, entwickelte sich die Mühle in Reisgang zu einem bedeutenden Unternehmen im Gemeindebereich. Schon 1814 hatte der damalige Müller Joseph Schwaiger neben zwei Mahlgängen eine Sägmühle und führte alten Quellen zufolge ein „ziemlich beträchtliches Gewerbe“. Seit dem Jahr 1843 im Besitz der Familie Scheller, galt die Mühle schon im 19. Jahrhundert als „sehr bedeutend“ und wies ein überregionales Geschäftsumfeld auf. Heute ist die Mühle in Reisgang eine der bedeutendsten Kunstmühlen in Deutschland.

Prambach als Innovationszentrum

Eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte fand in den Nachkriegsjahren in Prambach statt. Der aus München stammende Unternehmer Martin Wagner gründete hier, nachdem er in Pfaffenhofen keine Gewerbeflächen hatte erwerben können, im Jahr 1948 eine Firma, die zunächst mit großem Erfolg Küchengeräte herstellte. Seine ersten Produkte erreichten vierstellige Produktionszahlen und der Betrieb wuchs von anfangs vier auf über 30 Mitarbeiter an.

Immer wieder erweiterte Wagner die Betriebsgebäude in Prambach, bis er, mittlerweile mit der Herstellung von Rock- und Hosenspannern, so erfolgreich war, dass er 1961 einen großen Firmenneubau in Pfaffenhofen errichtete und ein bis heute bestehendes, erfolgreiches Unternehmen etablierte. Gut zehn Jahre aber war Prambach Sitz dieses erfolgreichen Betriebes.

Die Ziegelei in Hettenshausen

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Ansicht der Dampfziegelei (ca. 1911)

Eine Besonderheit in der jüngeren Geschichte Hettenshausens war die Ziegelei, die der „Michlbauer“ Johann Daschinger im ausgehenden 19. Jahrhundert etwas südlich seines Anwesens betrieb. Er wusste um den ertragreichen Lehmboden in der Nähe, der zum Ziegelbrennen hervorragend geeignet war.

Daschinger errichtete 1887 einen modernen Ringofen und Ziegelbrennkammern und stellte rund 500.000 Ziegel jährlich her. Italienische Arbeiter, die in einem eigens für sie errichteten Wohnhaus lebten, arbeiteten jeweils vom Frühjahr bis Herbst in Hettenshausen als Ziegelbrenner. Der Erste Weltkrieg (1914–1918) brachte das Ende des florierenden Gewerbes, nachdem der Lehm nahezu vollständig abgebaut worden war.

 

Bild und Text von Sauer Andy 

Historiker und Stadtarchivar

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